Die Geburt von Welpen ist ein aufregendes Ereignis für jeden Hundezüchter. Doch es ist wichtig zu wissen, dass es während der Trächtigkeit und Geburt zu Komplikationen kommen kann. Ein fundiertes Verständnis der Risiken und ein planvolles Vorgehen sind entscheidend, um die Gesundheit der Hündin und ihrer Welpen zu sichern.
Häufige Fragen und Antworten
Woran erkenne ich, dass die Geburt beginnt? Die Geburt beginnt mit der Eröffnungsphase, in der die Hündin unruhig sein kann und nach einem geeigneten Platz sucht. Die Körpertemperatur fällt etwa 24 Stunden vor der Geburt um etwa 1 °C.
Welche Anzeichen deuten auf Komplikationen hin? Achte auf übermäßiges Hecheln, starke Unruhe oder Schmerzanzeichen bei der Hündin. Auch wenn nach dem Platzen der Fruchtblase keine Welpen innerhalb von 2 Stunden geboren werden, sollte ein Tierarzt kontaktiert werden.
Wann ist tierärztliche Hilfe notwendig? Tierärztliche Hilfe ist erforderlich, wenn die Geburt nicht innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens voranschreitet, wenn die Hündin extreme Schmerzen zu haben scheint oder wenn blutiger Ausfluss ohne die Geburt eines Welpen auftritt.
Risiken und Komplikationen bei der Geburt von Hündinnen
1. Dystokie (Geburtsstörung): Eines der häufigsten Probleme bei der Geburt ist die Dystokie. Sie kann durch zu große Welpen, falsche Lage der Welpen oder eine zu enge Beckenöffnung der Hündin verursacht werden.
Erkennung:
- Die Hündin hat starke, regelmäßige Wehen über einen längeren Zeitraum ohne Fortschritt der Geburt.
- Mehr als zwei Stunden vergehen zwischen den Geburten, obwohl noch weitere Welpen zu erwarten sind.
- Die Hündin zeigt Zeichen von Schmerz und Erschöpfung.
Management:
- Kontaktiere umgehend den Tierarzt, wenn Anzeichen einer Dystokie erkennbar sind.
- In einigen Fällen kann eine medikamentöse Wehenunterstützung nötig sein.
- Bei schweren Fällen muss möglicherweise ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
2. Uterusruptur (Gebärmutterriss): Dies ist ein medizinischer Notfall, der durch übermäßige Dehnung oder Trauma verursacht werden kann.
Erkennung:
- Plötzlicher, schwerer Bauchschmerz bei der Hündin.
- Blutiger Ausfluss oder Schockanzeichen.
Management:
- Sofortige tierärztliche Versorgung ist erforderlich.
- Eine Operation ist meist unumgänglich, um das Leben der Hündin zu retten.
3. Eklampsie (Milchfieber): Eklampsie ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die durch einen niedrigen Kalziumspiegel im Blut verursacht wird, meist nach der Geburt während der Stillzeit.
Erkennung:
- Zittern, Unruhe, Krampfanfälle.
- Fieber, steife Gangart, schnelle Atmung.
Management:
- Eklampsie erfordert sofortige, tierärztliche Behandlung.
- Kalziuminjektionen und Infusionen können notwendig sein.
4. Nachgeburtsverhaltung: Wenn Teile der Nachgeburt in der Hündin verbleiben, kann dies zu schweren Infektionen führen.
Erkennung:
- Fehlende Nachgeburt(en) nach der Geburt aller Welpen.
- Fieber, Lethargie und Appetitlosigkeit einige Tage nach der Geburt.
Management:
- Tierärztliche Untersuchung zur Bestätigung und Behandlung mit Antibiotika oder einer Ausschabung.
5. Infektionen: Infektionen können während oder nach der Geburt auftreten, insbesondere wenn die Hygienebedingungen nicht optimal sind.
Erkennung:
- Fieber, ungewöhnlicher Ausfluss, Appetitlosigkeit.
- Die Welpen sind schwach und nehmen nicht zu.
Management:
- Gute Hygienepraktiken während der Geburt.
- Bei Anzeichen einer Infektion ist eine sofortige tierärztliche Behandlung erforderlich.
Prävention und Vorsorge
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Regelmäßige tierärztliche Kontrollen: Während der Trächtigkeit sollten regelmäßige Untersuchungen stattfinden, um den Zustand der Hündin und die Entwicklung der Welpen zu überwachen.
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Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die den Bedürfnissen der trächtigen Hündin entspricht, kann helfen, Risiken zu minimieren.
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Vorbereitung und Schulung: Informiere dich über den Geburtsprozess und mögliche Komplikationen. Besuche gegebenenfalls Kurse für Hundezüchter.
- Notfallplan: Halte immer einen Notfallplan bereit, der die schnelle Kontaktaufnahme mit einem Tierarzt ermöglicht.
Als Züchter ist es wichtig, auf diese Risiken vorbereitet zu sein und zu wissen, wie man im Notfall handelt. Eine enge Zusammenarbeit mit einem Tierarzt ist unerlässlich, um die Gesundheit der Hündin und ihrer Welpen zu gewährleisten.
Praxisnahe Anleitung für Hundezüchter: Schritt für Schritt
Vorbereitung auf die Geburt:
Tierärztliche Betreuung intensivieren: Ab der zweiten Hälfte der Trächtigkeit sollten regelmäßige Untersuchungen beim Tierarzt stattfinden, um den Gesundheitszustand der Hündin und die Entwicklung der Welpen zu überwachen.
- Geburtsplatz vorbereiten: Wähle einen ruhigen, abgeschiedenen Raum, der leicht zu reinigen ist. Lege weiche Decken oder spezielle Wurfboxen aus, die der Hündin Komfort bieten und leicht zu desinfizieren sind.
- Notfallkoffer zusammenstellen: Ein Notfallkoffer sollte bereitstehen, mit sauberen Handtüchern, Desinfektionsmittel, einer Waage für die Welpen, einer Schere zum Durchtrennen der Nabelschnur, Faden zum Abbinden der Nabelschnur und Einmalhandschuhen.
- Notfallplan ausarbeiten: Erstelle eine Liste mit Notfallkontakten, inklusive des regulären Tierarztes, einer 24-Stunden-Tierklinik und erfahrenen Züchterkollegen. Informiere dich über die Anzeichen einer Geburtsstörung und die nächstgelegenen Tierkliniken.
Überwachung der Geburt:
- Temperaturmessung: Beginne etwa eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin zweimal täglich die Temperatur der Hündin zu messen. Ein Temperaturabfall unter 37 °C ist oft ein Anzeichen, dass die Geburt innerhalb der nächsten 24 Stunden beginnt.
- Verhalten beobachten: Achte auf Anzeichen von Unruhe, Nestbauverhalten und Appetitlosigkeit, die darauf hindeuten, dass die Geburt bald beginnt.
- Erste Anzeichen der Geburt: Wenn die Wehen beginnen, wird die Hündin unruhig und kann hecheln. Unterstütze sie, indem du Ruhe bewahrst und ihr beistehst.
Während der Geburt:
- Unterstützung anbieten: Bleibe bei der Hündin, um sie zu beruhigen. Greife nur ein, wenn es unbedingt nötig ist, zum Beispiel wenn ein Welpe nicht sofort atmet. Dann kannst du ihn vorsichtig reiben, um die Atmung zu stimulieren.
- Hygiene beachten: Sorge dafür, dass alles, was mit der Hündin und den Welpen in Kontakt kommt, steril ist. Dies beugt Infektionen vor.
- Dokumentation: Notiere die Uhrzeit jeder Geburt und überprüfe, ob jeder Welpe mit einer Nachgeburt verbunden war. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass keine Nachgeburt in der Hündin verbleibt, was zu Infektionen führen könnte.
Nach der Geburt:
- Nachsorge für die Hündin: Überprüfe, ob die Hündin entspannt ist und sich um ihre Welpen kümmert. Achte darauf, dass sie ausreichend trinkt und in den nächsten Tagen hochwertiges Futter erhält.
- Welpenüberwachung: Stelle sicher, dass alle Welpen saugen und aktiv sind. Wiege die Welpen täglich, um sicherzustellen, dass sie zunehmen.
- Tierärztliche Nachuntersuchung: Vereinbare einen Termin beim Tierarzt für eine Nachuntersuchung der Hündin und der Welpen. Dies sollte innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach der Geburt geschehen.
Zusätzliche Tipps:
- Ernährung der Hündin: Achte darauf, dass die Hündin in der Trächtigkeit und während der Säugezeit hochwertiges Futter erhält, um den erhöhten Nährstoffbedarf zu decken.
- Ruhephasen: Sorge dafür, dass die Hündin zwischen den Geburten Ruhephasen hat und nicht gestört wird.
- Welpenpflege: Halte die Welpen warm und trocken. Eine Wärmelampe kann nötig sein, um die richtige Temperatur zu gewährleisten.
Diese Anleitung soll dir als Hundezüchter in Deutschland helfen, die Trächtigkeit und Geburt deiner Hündin professionell und sicher zu begleiten. Dennoch ersetzt sie nicht die individuelle Beratung durch einen erfahrenen Tierarzt.